aktien Suche

DAX im Bärenmarkt: Diese vier Gründe sprechen für einen weiter fallenden deutschen Aktienleitindex

Der DAX hat im Jahr 2022 zwar bereits mehr als 20 % verloren. Doch damit dürfte der Bärenmarkt beim deutschen Aktienleitindex wahrscheinlich noch nicht vorbei sein. Zumindest ist das die Befürchtung der Commerzbank-Strategen. In einer aktuellen Studie zeigen sie, welche vier Einflussfaktoren für zunächst noch tiefere Notierungen beim DAX sprechen. TraderFox berichtet und verrät zudem jene DAX-Trading-Strategie, zu der die Commerzbank-Experten bis zu einer nachhaltigen Wende zum Besseren raten.

Gemessen an dem am 05. Januar bei 16.271,75 Punkten markierten Hoch sitzt der DAX bei einem am Freitag erreichten Schlussstand von 12.284,19 Punkten auf Verlusten von mehr als 20 %. Damit steckt der deutsche Aktienleitindex per Definition in einem Bärenmarkt. Denn dann spricht man bei Einbußen von mehr als 20 %.

An Belastungsfaktoren, welche die Verluste in diesem Ausmaß erklären, mangelt es laut Commerzbank nicht. So verweist der dortige Aktienmarktstratege Andreas Hürkamp als Begründungen auf den Krieg in der Ukraine, rekordhohe Inflationsraten, eine drohende Rezession der Weltwirtschaft und kräftige Zinserhöhungen der Notenbanken.

Obwohl sich am vorherrschenden schlechten Umfeld nie viel geändert hat. Gab es im Jahresverlauf auch immer wieder Erholungsversuche. Und wie immer stellt sich auch jetzt trotz all der aktuellen Tristesse an der Börse wieder die Frage, ob jetzt vielleicht der Zeitpunkt für Aktienkäufe gekommen ist?

Und so dumm sind solche Überlegungen auch gar nicht. Boten sich doch in den vergangenen 30 Jahren die besten Kaufgelegenheiten im Umfeld der drei US-Rezessionen, die es in diesem Zeitraum gab (siehe Chart), wie Hürkamp rückblickend konstatiert. Die DAX-Tiefpunkte in den Jahren 2003, 2009 und 2020 wurden dabei jeweils in einem März markiert. In der ersten Hälfte des kommenden Jahres 2023 dürfte nun aufgrund der rasant steigenden US-Leitzinsen die nächste Rezession in den USA folgen, so der Commerzbank-Stratege.

Kurs-Belastungsfaktor Nummer eins: Noch steigen die US-Leitzinsen

Wie ein Blick zurück in die Vergangenheit zeigt, war in den früheren Rezessionen eine wichtige Voraussetzung für den Start einer Bodenbildung an den Aktienmärkten, dass sich die Stimmung der Unternehmen bereits deutlich eingetrübt hatte. Im März 2003 lag der Ifo-Index beim Tiefpunkt des DAX im Bereich von 90, während er 2009 und 2020 bis zur Wende beim DAX sogar Richtung 80 gerutscht war (siehe nächster Chart). Mit dem kräftigen Rückgang des Ifo-Index in den vergangenen Monaten von über 100 auf unter 90 ist die Ifo-Bedingung für ein DAX-Tief mittlerweile erfüllt, erklärt die Commerzbank in der zitierten Studie.

Allerdings gibt es aktuell einen sehr wichtigen Unterschied zu früheren Rezessionsphasen: trotz fallender Frühindikatoren heben die Notenbanken weltweit aufgrund der hohen Inflation ihre Leitzinsen weiter an. Dagegen wurden die DAX-Tiefs in den Jahren 2003, 2009 und 2020 immer von recht drastisch fallenden Leitzinsen und anderen expansiven Maßnahmen der US-Notenbank und der EZB begleitet (siehe nachfolgender Chart). Darum hält es die Commerzbank für recht wahrscheinlich, dass sich der DAX-Bärenmarkt fortsetzen wird, bis zumindest die US-Notenbank klar kommuniziert, dass ihr Leitzinserhöhungszyklus abgeschlossen ist. Mit einem Strategiewechsel der Fed ist aber wohl erst im Frühjahr 2023 zu rechnen.

Kurs-Belastungsfaktor Nummer zwei: Erwartete Gewinnmargen sind noch zu ambitioniert

Ein wichtiger Belastungsfaktor für die Aktienmärkte im Umfeld einer Rezession ist, dass die Gewinne der Unternehmen stark unter Druck kommen, sodass die Analysten ihre Gewinnschätzungen nach unten revidieren müssen. So sank der Trend der DAX-Gewinnerwartungen in vergangenen Rezessionen um 20 % bis 40 %. Bislang haben die Unternehmensanalysten aber noch nicht auf die drohende Rezession reagiert, führt Hurkamp auf. Vielmehr liegen die DAX-Gewinnerwartungen weiterhin auf einem Allzeithoch (siehe nächster Chart).

Die aktuell sehr ambitionierten Gewinnschätzungen der Analysten basieren auf anhaltend hohen Margenerwartungen. 2003 und 2009 sank die Nachsteuermarge der DAX-Unternehmen Richtung 0 % und 2020 Richtung 2 %. Aktuell erwarten die Unternehmensanalysten dagegen immer noch eine DAX-Nachsteuermarge von 7 % (siehe nachfolgender Chart). Darum ist nach Einschätzung von Hürkamp zu befürchten, dass die Unternehmensanalysten in einem rezessiven Umfeld ihre Margen- und Gewinnschätzungen deutlich reduzieren müssen, was die Kurse belasten und den Bärenmarkt verlängern dürfte.

Kurs-Belastungsfaktor Nummer drei: DAX-Kurs-Buchwert-Bewertung für Krisenzeiten noch zu hoch

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den DAX-Index ist in den vergangenen Monaten von 18 auf 10 eingebrochen (siehe nächster Chart). Das DAX-KGV entspricht damit bereits der Bewertung an den DAX-Wendepunkten im März 2003 (KGV 11), März 2009 (KGV 9) und März 2020 (KGV 11). Eine wichtige Bedingung für das Auslaufen eines DAX-Bärenmarktes ist damit erfüllt, so die Commerzbank.

In Krisenzeiten ist laut Hürkamp jedoch regelmäßig das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) für den DAX-Index der bessere Bewertungsmaßstab, da die Buchwerte der DAX-Unternehmen während einer Rezession weniger schwanken als die Unternehmensgewinne. Derzeit liegt das DAX-KBV im Bereich von 1,3, während es in den früheren Rezessionsphasen zum Ende eines Bärenmarktes zwischen 1,0 und 1,2 notierte (siehe nachfolgender Chart). Ein DAX-KBV von 1,0 bis 1,2 entspricht aktuell einem DAX-Niveau von 9.600 bis 11.500 Indexpunkten.

Kurs-Belastungsfaktor Nummer vier: Die große Kapitulation lässt noch auf sich warten

Für eine Bodenbildung an den Aktienmärkten spricht, dass bereits ein Großteil der institutionellen Investoren mit einer Rezession und deshalb deutlich fallenden Gewinnerwartungen rechnet. Zudem halten spekulative Investoren an den US-Future-Märkten in Chicago und New York derzeit mehr als 200.000 Netto-Short-Positionen auf den S&P 500-Future, sodass es in den kommenden Monaten immer wieder zu schnellen Aktien-Aufwärtsbewegungen durch Short-Eindeckungen kommen kann. Jedoch fehlt der Commerzbank im Anlegersentiment noch ein für eine Rezession typischer finaler Ausverkauf, der die implizite DAX-Volatilität VDAX – wie in den Jahren 2003, 2009 und 2020 - für mehrere Wochen Richtung 40 treibt (siehe nächster Chart).

Zudem zeigt die im nächsten Chart abgebildete Positionierung der US-Privatinvestoren, dass eine wichtige Investorengruppe weiterhin im optimistischen Lager steht. Die Aktienquote der Privatinvestoren liegt immer noch im Bereich von 65 %, während sie im März 2003 und März 2009 jeweils Richtung 40 % gefallen war und im März 2020 bei 55 % lag. Die in einer Aktien-Bodenbildung oftmals zu beobachtende Kapitulation der US-Privatinvestoren steht demnach noch aus. Die Commerzbank hält es für wahrscheinlich, dass die US-Privatinvestoren in den kommenden Monaten in dem drohenden rezessiven Umfeld deutlich nervöser werden und ihre Aktienquoten daher sukzessive reduzieren werden.

Fazit: DAX-Trendwende lässt noch auf sich warten

Der bereits deutlich gefallene Ifo-Index, das niedrige DAX-Kurs-Gewinn-Verhältnis von zehn und die pessimistische Stimmung der institutionellen Investoren sprechen zwar durchaus für eine baldige Bodenbildung am deutschen Aktienmarkt, so die Commerzbank. Die Verantwortlichen bei dem deutschen Kreditinstitut halten jedoch neue DAX-Tiefs in einem sich noch mehrere Monate hinziehenden Bärenmarkt für wahrscheinlicher.

Eine nachhaltige DAX-Trendwende dürfte es erst geben, nachdem die US-Notenbank ein Ende ihrer Leitzinsenerhöhungen signalisiert hat, so das Urteil. Zudem sollten die Unternehmensanalysten ihre Margenerwartungen deutlich gesenkt haben, und die Privatinvestoren in den USA sollten ihre Aktienquote deutlich nach unten angepasst haben. Diese Bedingungen dürften wohl kaum vor dem Frühjahr 2023 erfüllt sein, heißt es.

Bis dahin erscheint den Commerzbank-Experten weiterhin eine DAX-Trading-Strategie sinnvoll, in der sich Anleger an der impliziten DAX-Volatilität VDAX orientieren. In dieser DAX-Strategie sollten nur in sehr nervösen Marktphasen mit einem VDAX zwischen 30 und 40 Aktienpositionen sukzessive ausgebaut werden. Und in gelasseneren Marktphasen mit einem VDAX zwischen 20 und 25 sollten Positionen zunächst wieder schrittweise abgebaut werden.

Bildherkunft: AdobeStock_123910150

Kommentare zu diesem Artikel

Kunden unserer Börsenmagazine können Artikel kommentieren, Rückfragen an die Autoren stellen und mit anderen Börsianern darüber diskutieren!
Bereits Kunde?
Dieses Online-Coaching dreht sich um die CANSLIM-Strategie von William O’Neil. Wir besprechen heute die Strategie und führen sie dann in der Praxis durch, um auf Aktien aufmerksam zu werden, die aktuell die CANSLIM-Kriterien erfüllen. Den verwendeten Aktien-Screener findet ihr auf: https://rankings.traderfox.com Tipp: Das TraderFox Morningstar-Datenpaket, das Zugriff auf dem im Video verwendeten Aktien-Screener bietet, kostet günstige 19 € pro Monat!
Webinar am 17.04.2024 um 18:00 Uhr

10 hochprofitable Trading-Strategien, die mit der TraderFox Software umgesetzt werden können

(Webinar findet über
GoToWebinar statt)
5 der in diesem Online-Coaching vorgestellten Strategien eignen sich auch für berufstätige Trader. 3 der Handelstaktiken sind für DayTrader gedacht. 2 Trendfolge-Strategien eigenen sich auch für aktive Anleger, die Positionen über einige Wochen halten wollen. Die Kaufsignale können systematisch mit der TraderFox Software gescreent werden. Immer mit aktuellen Beispielen Welche Aktien erfüllen gerade die Strategien

Ebenfalls interessant

Tenbagger-Depot

Unser Börsendienst für Vervielfacher-Aktien

Hier informieren

Über den Autor

10 Aktien mit den meisten Lesern

Meistgelesene Artikel

Qualitätscheck zu deiner Aktie

Wie viele Punkte bekommt deine Aktie?

aktie.traderfox.com

aktien Magazin App

Neue Artikel aus favorisierten Kategorien per Push-Notification erhalten.

App Store Google Play
  • Die Börsenshow "Christina will wissen"
  • Auf-den-Punkt-gebracht-Video-Storys von Simon Betschinger

traderfox.com

Die Echtzeit-Börsensoftware
PAPER: Unser digitaler Kiosk!

PDF-Research-Reports: Die besten Aktien der Welt

Download unter paper.traderfox.com

27 tägliche PDF-Reports

Top-100-Wachstumsaktien USA

Die Auswahl der Wachstumswerte erfolgt regelbasiert nach der CANSLIM-Strategie von William O’Neil.

NEO-DARVAS

Die NEO-DARVAS-STRATEGIE ist ein Trendfolge-Ansatz, der auf die stärksten Aktien der Wall Street setzt

Gap-Ups USA

Auf der Suche nach neuen Pivotal-News-Points

Peter Lynch Selection

Peter Lynch hat als Ziel sogenannte Tenbagger-Aktien zu finden, also Aktien, die sich verzehnfachen können.

High-Quality-Stocks USA

Unsere Interpretation der Anlagestragie von Warren Buffett

High-Quality-Stocks Europe

Unsere Interpretation der Anlagestragie von Warren Buffett

Dividenden-Aktien Europa

Blue Chip Dividenden-Aktien vesprechen attraktive Renditen bei einem Risiko, das unter dem Marktrisiko liegt.

High-Growth-Investing

In diesem Paper stellen wir Aktien vor, die nach dem Scoringsystem “High-Growth-Investing” mit mindestens 12 von 16 Punkten abschneiden.

The Acquirer's Multiple

Die Kennzahl "The Acquirer’s Multiple" ist von dem Gedanken getrieben Firmen zu finden, die günstig übernommen werden können.

Dividenden-Aristokraten Europa

In diesem aktien REPORT filtern wir aus den 500 größten europäischen Aktien die Titel heraus, die eine Dividendenkontinuität von mindestens 10 Jahren vorweisen können.

Dividenden-Aristokraten USA

Hier werden Unternehmen vorgestellt, die seit 25 Jahren keinen Dividendenausfall und keine Dividendensenkung verzeichnet haben, und in den letzten 10 Jahren ihre Umsätze um durchschnittlich 3 % pro Jahr gesteigert haben

Superperformance-Stocks USA

Es geht mit in diesem Screening darum, Aktien zu identifizieren, die ein "Leadership Profile" vorweisen und raketenartig durchstarten können. Dazu hat Mark Minervini die SEPA-Methode entwickelt.

Buffett's Alpha

Nach der gleichnamigen, wissenschaftlichen Publikation die die Gemeinsamkeiten der von Warren Buffett gekauften Aktien untersucht

Phil Town Rule #1

Die Strategie "Value-Investing nach Phil Town" zielt darauf ab, "wundervolle" Unternehmen zu finden - also Unternehmen, die Phil Town mindestens zehn Jahre halten würde - und das zu einem attraktiven Preis.

Dauerläufer-Aktien USA

Dauerläufer-Aktien sind Aktien die kontinuierlich und mit wenigen Rücksetzern steigen und mit einer vernünftigen Balance zwischen Rendite und Rücksetzern den Markt schlagen.

Dauerläufer-Aktien Europa

Dauerläufer-Aktien sind Aktien die kontinuierlich und mit wenigen Rücksetzern steigen und mit einer vernünftigen Balance zwischen Rendite und Rücksetzern den Markt schlagen.

Skyrocketing Stocks

Inspiriert von der Strategie von Daniel Zanger. Führende High-Beta-Stocks, die in der Hausse so richtig durchstarten.

Shortseller-Stocks

In dem Report "Shortseller-Stocks" sollen Aktien identifiziert werden, die für Short-Strategien geeignet sind. Wir verwenden dabei die Kriterien des Scoring-Systems Buffett's Alpha, quasi in umgekehrter Reihenfolge

Value-Aktien KGV

Value-Aktien sind Aktien mit nied­ri­gen KGVs, nied­ri­gen KUVs oder hohen Di­vi­den­den­ren­di­ten. Es gibt Un­si­cher­hei­ten darüber wie sich das Geschäft in den nächsten Jahren ent­wickeln wird, aber genau deshalb auch große Kurs­chancen.

100 besten Aktien weltweit

Der TraderFox Qualitäts-Check weißt jeder Aktie bis zu 15 Punkte zu. Dabei werden Kenn­zah­len ver­wen­det, die sich in der Fi­nanz­wis­sen­schaft durch­ge­setzt haben, um Quality von Junk zu un­ter­schei­den.

100 besten Dividendenaktien weltweit

Der TraderFox Dividenden-Check weist jeder Aktie bis zu 15 Punkte zu. Das Ziel: geeignete Aktien für ein Dividenden-Portfolio zu fin­den, mit dem ein passiver, stetiger und wachsender Zah­lungs­strom generiert werden kann.

Wachstums-Aktien

Der Wachs­tums-Check prüft die Attrak­ti­vi­tät von Wachs­tums-Aktien: Aktien die auf Sicht von 2 bis 3 Jah­ren sehr hohe Ge­win­ne ab­wer­fen kön­nen, bei de­nen An­le­ger aber mit größe­ren Kurs­schwan­kun­gen und Fehl­schlä­gen rech­nen müs­sen.

Umsatzraketen

Dieses Template ist unser Basis-Screening für unser Magazin Wachstumaktien

The Big Call

Dieses Screening-Template identifiziert Aktien, die gut für langfristige Call-Spekulationen geeignet sind

Fallen Angels

Der Research-Report Fallen Angels listet Qualitäts-Aktien mit mindestens 11 von 15 Punkten im TraderFox Qualitäts-Check auf, die mindestens 40 % von ihrem 52-Wochenhoch verloren haben.

Künstliche Intelligenz

Profiteure der Künstlichen Intelligenz Revolution, ausgewählt durch die Redaktion des aktien Magazins

Sichere Aktien

geringe monatliche Drawdowns im Vergleich zum Gesamtmarkt; kaum starke Ausreißer um ihre 5-Jahres-Regressionsgerade herum, eine niedrige Volatilität und eine Mindestrendite von 7 % pro Jahr

27 PDF-Research-Reports zum Download auf paper.traderfox.com